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Gefragt in Plauderecke von halfstone Profi (18.1k Punkte)
Hi,

gestern kam schon mal die Vorschau auf eine ZDF Reportage, die heute Abend im ZDF Infokanal laufen soll und auch online verfügbar ist (auslandsjournal.zdf.de/ZDFde/inhalt/12/0,1872,8017836,00.html).

Dabei sieht man wie ein kleiner Haufen Taliban Bomben baut und diese auch zu einer Straße trägt und dort platziert um amerikanisches Militär in die Luft zu jagen. Es geht einiges schief und die Bomben werden dann aus Versehen zum falschen Zeitpunkt gezündet, so dass sie keinen Schaden anrichten.

Die ganze Aktion sieht wirklich sehr dilettantisch aus und zum Glück erwischt es niemanden.

Man fragt sich natürlich sofort, wie ein Team mit Kameramann und Journalist Zugang zu einer Terrortruppe bekommen und was das eigentlich soll.

Ich selber könnte dabei nicht ruhig zuschauen wenn jemand versucht jemand anderen in die Luft zu sprengen und finde das von diesen „Journalisten“ auch nicht richtig.

Bei solchen Einsätzen wie gerade in Haiti bin ich auch immer am überlegen ob da jetzt eine ganze Horde an Pressevertretern die Flughäfen verstopfen muss, nur dass jeder Sender auf der Welt seine eigenen mitleiderregenden Bilder bekommt. Auf der anderen Seite, wenn nicht berichtet wird, dann sind die Spendeneinnahmen und die Hilfe sicher auch sehr viel geringer. Was ist wichtiger, Berichterstattung oder Hilfslieferungen?

Ein Trupp Bombenleger allerdings braucht keine Spenden und das Presseteam soll nicht auch noch aus meinen GEZ Gebühren bezahlt werden um dann live zu filmen wie Menschen/Soldaten mit voller Absicht in die Luft gesprengt werden sollen.

Jetzt kann man natürlich sagen, reine Effekthascherei und das stimmt, aber sowas vermutet man eher bei einem privaten Sender als bei einem Öffentlichen.

Meine GEZ Gebühren werden inzwischen also nicht nur im Musikantenstadel verbraten sondern unterstützen inzwischen auch die Taliban in Afghanistan, da kann man den GEZ-Verweigerern im Moment nur gratulieren.

Gruß Fabian

5 Antworten

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Beantwortet von Experte (6.4k Punkte)
Hi Fabian,
soweit ich weiß, soll diese Art von Journalismus, also Dokumentation, ohne manipulative Einwirkung seitens des Dokumentationsteams vonstatten gehen. Wenn das Team eingreifen würde, dann wäre der Dokumentation verfälscht... Klar ist es irgendwie pervers, vor allem dann, wenn das Doku-Team etwas schlimmes verhindern könnte, ist ja eigentlich schon "unterlassene Hilfeleistung"...

mfg, sup2010
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Beantwortet von fritz-rudolf Experte (3.3k Punkte)
Ich denke, Jouralismus hat keine (fast) Grenzen und soll auch (fast) keine haben. Wo journalistische Grenzen hinführen sieht man in der Welt und hat man auch in der Geschichte gesehen.

Wichtig ist die objektive Berichterstattung, also frei von Zensur, von Spenden und Zuwendungen (also finanziellen Abhängigkeiten) von Religionen und Weltanschauungen und eigentlich auch von privaten Meinungen und Interessen. Aber das alles wäre zu schön um wahr zu sein. Trotzdem soll Journalismus einfach nur berichten und informieren. Werten und eingreifen ist da nicht günstig.

Mit den GEZ-Gebühren, das ist so eine Sache. Übrigens denke ich, egal ob GEZ oder Werbung, bezahlen tut immer der kleine Mann, direkt durch die Gebühr oder indirekt über den Kaufpreis von Produkten. Oder denkt wirklich jemand, die Werbegelder werden nicht an den Endverbraucher über die Waren umgelegt?

Was finanziert wird, ist immer Ansichtssache. Der eine findet solche Informationen wie diese Reportagen wichtig, ein andere kulturelle Glanzlichter wie das Musikantenstadel oder den Eurovison Song Contest, wieder andere politische Bildung in Talkshows, die nächsten wichtige nationale Veranstaltungen wie die BUGA, Silvester am Brandenburger Tor oder die Eröffnung der Berlinale, wieder andere Fußballbundesliga, Vierschanzentournee und Tour de France, der nächste den Evangelischen Kirchtag, den Pabstbesuch und das Wort zum Sonntag und so weiter.

Dagegen sind dann die, die diese Informationen nicht für wichtig halten, darin keine kulturellen Glanzlichter, politische Bildung und Veranstaltungen von nationaler Bedeutung sehen bzw. mit Kirche und Sport nichts am Hut haben. Wie macht man es nun? Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst die niemand kann!

Das einzige wäre die Abschaffung aller Fensehsender in derzeitigen Formal und reines Pay-TV. Dann würde jeder genau das Bezahlen, was er will (oder sich leisten kann). Aber ganz ehrlich, wer will das schon?

FG FR
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Beantwortet von kjg17 Profi (34.4k Punkte)
Hallo,

nach hierzulande geltendem Recht hätte sich dieses Reporter-Team wegen Nichtanzeige einer geplanten Straftat strafbar gemacht. Da es sich lt. dem o.a. Link jedoch um die Reportage eines afghanischen Reporters handelt, wird das aber kaum eine Rolle spielen und die Sendung der Reportage vom ZDF wohl doch nur als reine Information gesehen.

Was man persönlich davon hält ist eine ganz andere Sache.

Gruß
Kalle
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Beantwortet von fritz-rudolf Experte (3.3k Punkte)
Leider gilt dieses Gesetz hier nicht, da sich der Vorfall außerhalb des Geltungsbereiches der bundesdeutschen freiheitlich-demokratischen Grundordnung zutrug. Außerdem kann man nur behaupten, dass der Reporter von vornherein wußte, dass er das Bombenbasteln und das Attentat filmen darf, beweisen kann man es schlecht. Weiterhin war es ihm räumlich kaum möglich, die geplante Straftat im Vorfeld anzuzeigen. Aber das sind sowiso alles nur Spitzfindigkeiten.

Viel interessanter ist doch, was passiert in Deutschland in so einem Fall, wenn es zur Anzeige kommt. Und nicht nur bei geplanten Straftaten, sondern auch bei verübten. Vielleicht hat jemand gestern "Zivilcourage" gesehen. Ich glaube nicht, dass dieser mit GEZ-Mitteln produzierte Film so weit weg vonb der Realität war ...

Gruß FR
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Beantwortet von spectral Mitglied (375 Punkte)
halfstone, du bringst da wie fast jeder, die gezeigte realität und die motivierte realität durcheinander. Die presse funktioniert nach gezeigter realität. Das bedeutet, dass alles in ordnung ist, solange es tatsächlich schon geschehn ist und nicht durch die presse initiiert wurde. Sowas ist vollkommen ok. Es ist sicher moralisch zwiespältig aber moral war noch nie sinnvolle grundlage einer auseinandersetzung. Medien funktionieren so, sie zeigen möglichkeiten zu illegalen dingen. Sowas ist ja auch nützlich. Sie zeigen wie schön oder schlimm etwas sein kann oder ist. Das nennt man dann realitätsabbildung. Man kann es auch politisch-funky, als "Aufklärung" bezeichnen.
Erst wenn die meinung des konsumenten in eine richtung gelenkt wird, ohne realistische grundlage, ist es eine beeinflussung und moralisch verwerflich. Das ist dann motivierte realität. Sowas ist aber auch schon lange üblich. Genauso üblich wie das geschrei der pseudo-gutmenschfront zu mehr reflektion dessen, was wir da tagtäglich so auf NBC sehen. Im prinzip ist das alles entertainment. Wo ist da das Problem? Musst' es ja nicht ansehen.

spec
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