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Gefragt in PC-Sonstiges von prof-frink Mitglied (247 Punkte)
Hallo,
ist hier ein Fachmann, der mir erklären kann, wie Datenwiederherstellung funktioniert, bzw. unter welchen Umständen?
Es ist klar, dass wenn ich eine Datei lösche, diese nur zum Überschreiben freigegeben wird und daher auch wiederherstellbar sein sollte, wenn sie noch nicht überschrieben wurde.
Doch angeblich funktioniert die Wiederherstellung ja auch (man kennt es v.a. aus dem Fernsehen), wenn die Festplatte formatiert oder mit einem Eraser gelöscht wurde. Das ergibt meiner Meinung nach aber keinen Sinn, denn wenn ich jede binäre Einheit mit einer Null überschreibe, dann kann später doch niemand mehr wissen, wie die ursprüngliche Magnetisierungsrichtung war, um diese Information zu erhalten, wäre schließlich genauso viel Speicherplatz notwendig, wie ich überschreibe. Dass man also mehrmals überschreiben muss, um eine mögliche Wiederherstellung zu verhindern ist also ziemlicher Blödsinn.
Wie ist es denn nun?
Danke

6 Antworten

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Beantwortet von Experte (3.2k Punkte)
Prinzipiell hast du mit allen deinen Überlegungen recht, bis auf dein Fazit, mehrmaliges Überschreiben sein unnötig.
gegen normale Tools und Serienhardware ist die platte tatsächlich nach einem lowlevel-format sicher leer. Damit hat man keine Chance, wenn mit den richtigen einstellungen formatiert wurde.
Datenrettungsfirmen, bzw. jeder, der geeignete spezialhardware hat, können noch "Reste" des zuvor geschriebenen Daten "in" den neuen Nullen bzw. Zufallszahlen finden. Ist aber sehr aufwendig und teuer. Wenn jetzt also nicht jemand unbedingt an deine supergeheimen Daten ran will, ist es idr zu aufwendig und somit zu teuer, diese Verfahren zu benutzen. Ottonormal-Datenretter kannst du also mit einfachem Lowlevelformat zuverlässig abschütteln.
Sind aber wichtige Daten drauf, die unwiederbringlich gelöscht werden müssen, sodass auch professionelle Firmen sich die Zähne ausbeißen, einfach die löschungstools mehfach durchlaufen lassen. Idealerweise aber die HD danach noch schreddern, ist dann am sichersten.

Ele
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Beantwortet von prof-frink Mitglied (247 Punkte)
Hi,
danke für die Antwort, es geht mir gar nicht darum, meine Daten besonders sicher zu löschen, mich interessiert nur das Verfahren, weil ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, wie das funktionieren soll. Dass es teuer ist, verzeihe, ist allerdings keine befriedigende Antwort. Wie kann man denn "in den Nullen lesen"?
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Beantwortet von otimac Experte (1.3k Punkte)
hai prof.frink,
die daten werden ja magnetisch geschrieben bzw. gelesen.
da es bei heutigen platten noch nicht moeglich ist einzelne atome
zu magnetisieren ist die 1 die geschrieben wird immer ein bestimmter bereich.
die platte arbeitet mit spuren, wennst da jetzt die 1 mit ner null ueberschreibst kann es sein das neben der spur noch ein bisschen 1
stehen bleibt.
datenretter stellen jetzt den schreib/lesekopf so ein dass er minimal
links oder rechts neben der spur laeuft und das bisschen 1 noch lesen kann.

cu oti
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Beantwortet von
das ist garnicht so kompliziert wie du meinst. zuerst musst du ein wenig die technik verstehen, wie daten auf festplatten gespeichert werden. dort werden ja nicht einsen und nullen reingehämmert, sondern es werden winzige stellen magnetisiert, sagen wir laienhaft mal "linksrum" und "rechtsrum" , das eine gilt dann beim lesen als eins, das andere als null.

nun ist es so, wenn du eine null wieder mit einer null überschreibst, bleibt sie ziemlich "rechtsrum" , wenn du aber eine eins mit einer null überschreibst, wird sie beim erstenmal nur zu 90% "rechtsrum".

beim lesen macht der normale festplattencontroller dann eine null draus, auch wenns nur zu 90% stimmt. der spezialcontroller vom geheimdienst aber sagt sich "aha, da war vorher wohl ne eins ;-)" ....

darum also öfters nullen drüber schreiben und die spuren verwischen

lg svenka
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Beantwortet von prof-frink Mitglied (247 Punkte)
Danke, für die Antworten. Kann man sich das also so vorstellen, dass eine Einheit umso stärker in eine Richtung magnetisiert wird, je öfter ich sie in dieselbe magnetisiere und dass man dann sozusagen am Grad der Magnetisierung feststellen kann, wie sie zuvor magnetisiert war? Das hieße aber auch, dass es schon schwieriger wird wenn ich mit einem "zufälligen" (das ist auch so eine Frage, die mich umtreibt: Kann ein Computer überhaupt Zufallszahlen erzeugen? Wie soll das funktionieren? Computer arbeiten immer logisch, nie zufällig!!) Code überschreibe.
Das klingt schon irgendwie logisch, aber wie viele "Unterstufen" soll es da denn geben? Es können doch eigentlich nicht viele sein. Wenn ich anschaulich gesprochen sage, dass zwischen einer 0 und einer 1 ein Richtungsunterschied von 180° besteht, dann wären 90° schon nicht eindeutig, es müssten dann bei der ersten Null sowas wie 160°, bei der zweiten 170° und erst bei der dritten 180° sein, oder wie ist das zu verstehen?
Danke
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Beantwortet von Experte (6.4k Punkte)
Bis vor ein paar Jahren konnte man die Magnetisierung auch mit Elektronenmikroskopen sichtbar machen und so die Daten wiederherstellen. Mit zunehmender Datendichte (zB 1Terabyte) der Festplatte geht das aber nicht mehr so einfach, so dass man nicht mehr die Feldstärke der verschieden magnetisierten Schichten eindeutig nachweisen kann. Je öfter die Platte überschrieben wird, desto dünner werden die Schichten und desto unmöglicher der Nachweis der Feldstärke.
Aber mit High-Resolution-Magnetic-Force-Mikroskopie kann man die Feldstärke in Bereichen knapp unter 10 nm nachweisen (Stand 2007).
Über die aktuelle Entwicklung bin ich nicht auf dem laufenden.

Kann man sich das also so vorstellen, dass eine Einheit umso stärker in eine Richtung magnetisiert wird, je öfter ich sie in dieselbe magnetisiere und dass man dann sozusagen am Grad der Magnetisierung feststellen kann, wie sie zuvor magnetisiert war?

Ich denke man kann sich das eher so vorstellen, dass die zuletzt geschriebenen Daten die stärkste Feldstärke aufweisen und an den Rändern (bzw. älteren Schichten) noch wenige, aber wesentlich geringere Feldstärken der vorigen Magnetisierungen messbar ist. Wenn Du jetzt 3 mal Daten drüberspeicherst, dann gibt es eben entsprechend viele neue "Schichten", wobei die letzte "Schicht" die mit der grössten Feldstärke ist. Die älteren "Schichten" werden immer dünner und so entsprechend schwer nachzuweisen (egal womit). Bei "Perpendicularer" Aufzeichnungstechnik www.tecchannel.de/_misc/img/detail.cfm?pk=350219&fk=447433&id=il-75890067412946688 sind die magnetisierten Bereiche aber sehr viel kleiner und die Magnetisierung nicht mehr waagerecht sondern senkrecht. Wie Du auf dem Bild sehen kannst, ist das "Signal" in der Mitte des magnetisierten Bereichs am stärksten.


Das hieße aber auch, dass es schon schwieriger wird wenn ich mit einem "zufälligen" Code überschreibe.

Die Daten, die auf der Festplatte gespeichert werden sind entweder 0 oder 1, von daher dürfte das ziemlich egal sein wie zufällig Dein Code ist...

(das ist auch so eine Frage, die mich umtreibt: Kann ein Computer überhaupt Zufallszahlen erzeugen? Wie soll das funktionieren? Computer arbeiten immer logisch, nie zufällig!!)

Das hängt wohl von der Definition für Zufallszahlen ab und wie sie generiert werden...de.wikipedia.org/wiki/Zufallszahl
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