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Gefragt in Plauderecke von
Hallo...

...habe gerade dieses wundervolle Infrarot-Bild gefunden und dachte wehmütig an meine eigenen Aufnahmen (auf Kodak Infrarot-SW-Film, mit tiefrotem Filter, einem russischen Leica-(Analogkamera-)Nachbau und Entwicklung in einem selbstgemixten Entwicklersüppchen) von vor über 30 Jahren...
Kann man eigentlich solche Aufnahmen auch mit einer Digitalkamera machen? Mit optischem Infrarotfilter oder - wie heutzutage wohl standesgemäß - per Software innerhalb oder außerhalb der Kamera?

Grüße

7 Antworten

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Beantwortet von kjg17 Profi (34.4k Punkte)
Hallo,

die Sensoren von Digitalkameras sind so empfindlich für Infrarotstrahlung, dass man sogar in der Kamera Filter davor setzt um diesen Wellenbereich weitgehend auszufiltern. Die durchgelassene Restmenge reicht dennoch für Infrarotfotos aus, wenn man wiederum den Bereich des sichtbaren Lichtes vor dem Objektiv ausfiltern lässt. Allerdings werden die Belichtungszeiten ziemlich lang, man benötigt also für scharfe Fotos ein Stativ und die Kamera selbst muss auch entsprechend lange Belichtungszeiten ermöglichen. Weitere Voraussetzung ist die Möglichkeit zur manuelle Einstellung des Weißabgleiches und idealerweise sollte sich diese auch für spätere IR-Aufnahmen abspeichern lassen.

Bei den einfachen Digicams für den schnellen Schnappschuss wird die eine oder andere Einstellmöglichkeit nicht gegeben sein, IR-Fotografie ist mit diesen dann nicht oder nur mit unbefriedigenden Ergebnissen möglich.

Zum Nachlesen mal die Beschreibung zur Infrarotfotografie mit der EOS 20D

Gruß
Kalle
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Beantwortet von
Ist ja ein tolles Bild,absolut Spitze. Klasse.
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Beantwortet von
Hallo,
schöne Idee, der Test mit der Infrarot-Fernbedienung... :-)

Tja, eigentlich hätte ich es mir ja denken können... Infrarotfilme sind schließlich speziell für Infrarotlicht sensiblilsiert, leider sind Silberhalogenid-Emulsionen auch immer für blaues Licht empfindlich, so dass dieses mit einem "Schwarzfilter" (extremes Dunkelrot) optisch herausgefiltert werden muss, sonst würde der Film durch die extreme Überbelichtung durch das kurzwelligere, sichtbare Licht selbst schwarz werden. Die Belichtungszeiten bewegen sich wegen der speziellen Infrarot-Sensibilisierung im normalen Bereich niedrig empfindlicher Filme (ich erinnere mich an 1/60 bis zu 1/125 Sekunden bei Blende 5,6 und 24x36mm Kleinbildkamera an hellen Sommertagen, damit lies sich ohne weiteres aus dem Stand / ohne Stativ fotografieren). Man kann mit dem Infrarotfilter auch normale Filme belichten, die für sichtbares Licht gedacht sind, nur eben mit einer rund 1000-fach längeren Belichtungszeit (1/100s zu 10s). Für akzeptable Belichtungszeiten bräuchte man demnach ebenfalls einen für Infrarot empfindlichen CCD-Chip, und da sehe ich jetzt selbst, dass das mit einer handelsüblichen DigiCam nicht möglich sein kann. Selbst wenn man mit einem "strengen" Infrarotfilter fotografiert, so ist die Belichtungszeit doch viel zu lange, als dass nicht zu viel sichtbares Licht auf den CCD gelangt (Filter sind nicht "ideal"), welches den "Flair" eines echten Infrarotfilms unmöglich macht (analog zu einem normal sensibilisierten Film) - und darauf kommt es schließlich an.
Das wird dann wohl nichts Rechtes mit der digitalen Technik - ohne spezielle Infrarot-Eignung.

Gruß
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Beantwortet von kjg17 Profi (34.4k Punkte)
Hallo,

die Chips selbst sind nicht das Problem, im Gegenteil. Wenn man denen innerhalb der Kamera keinen Filter vor die Nase setzen würde der den infraroten Bereich weitgehend aussperrt, hätten normale Aufnahmen nicht sehr viel Ähnlichkeit mit dem, was man mit bloßem den Augen sieht.

Wenn du dich etwas näher über verschiedene geeignete Kameras informieren möchtest kannst ja mal [url=http://infrarot-forum.de/smf/irdb/index.php]hier draufklicken[/url]

Ansonsten bist du da natürlich auf ein schönes Bild gestoßen, obwohl mir bei näherer Betrachtung der leise Verdacht aufkommt, dass der interessante Himmel aus einer anderen Aufnahme stammt. Das sind halt die kleinen Vorteile bei der Digitalfotografie. ;0)

Gruß
Kalle
0 Punkte
Beantwortet von
Yepp, ich war bereits auf der Suche nach einer günstigen Kamera, nachdem ich auf diesen Artikel gestoßen bin...

Der Himmel in der Aufnahme (und die ganze Aufnahme selbst) ist nahezu mit Gewissheit ein ursprüngliches, unverfälschtes Ergebnis, das kann ich Dir versichern, obwohl ich die Aufnahme nicht kenne. Aus meinen eigenen Aufnahmen kenne ich diese Gewitterstimmung, die sich bei auch noch so blassem Himmel bereits mit einem starken Rotfilter auf normalem SW-Film zeigt, mit Infrarot wirkt es geradezu dramatisch. Die Ursache sind, neben der Sperrung des sichtbaren Lichts, die Wassertröpfchen in den Wolken, die das Infrarotlicht der Sonne stark reflektieren (den Negativfilm stark schwärzen, im Positiv dann sehr hell erscheinen), während die Zwischenräume so gut wie kein Infrarotlicht (aus Richtung Weltall) enthalten und im Positiv dann dieses starke Schwarz erzeugen. Ein normal sensibilisierter Tageslichtfilm (resp. DigiCam) reagiert auf das gesamte sichtbare Streulicht, dann ist der Kontrast wie gewohnt flach. Chlorophyll in Blättern reflektiert übrigens auch intensiv Infrarotlicht, so dass z.B. Bäume wie schneebedeckt wirken, was im Foto sehr schön zum Tragen kommt, besonders durch die Bäume im Vordergrund, die dem Bild auch eine gekonnte Tiefenwirkung geben. Ich glaub' schon, dass der Fotograf ein stilsicherer Könner ist und gerade deshalb auf die reine Wirkung einer Infrarotaufnahme setzt (leider schreibt er nichts dazu... ob chemischer Film + Infrarotdurchlassfilter oder CCD-Sensor ohne Infrarotsperrfilter + Infrarotdurchlassfilter...)

Gruß
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Beantwortet von kjg17 Profi (34.4k Punkte)
Moin,

das mit dem Chlorophyll in Blättern habe ich etwas anders gehört, das soll IR-Strahlen ungehindert passieren lassen und es soll der in den Blättern stattfindende Wasseraustausch sein, der für die starke Reflektion verantwortlich ist. Der findet in mikroskopisch kleinen Tröpfchen statt, ähnlich dem Wasserdampf in den ebenfalls stark reflektierenden Wolken. Aber eigentlich ist es auch egal was da reflektiert, es kommt ja nur auf den schönen Effekt an. ;o)

Diese bekannte Eigenschaft der grünen Blätter spielt aber dann eine wichtige Rolle, wenn man mit aufgesetztem IR-Filter aber ohne manuellen Weißabgleich fotografiert und die Blätter dann als Bezugspunkt für den nachträglichen Weißabgleich der RAW-Daten in Photoshop verwendet. Und der Weißabgleich der Himmels scheint mir jedoch ein anderer zu sein als der der übrigen Aufnahme, eventuell nur weil in dieser Aufnahme der 'grüne Punkt' gefehlt hat.

Ansonsten sieh dir auch mal an aus welcher Richtung die effektvollen Sonnenstrahlen durch die Wolken fallen und in welche Richtung der Schatten des Kirchturm vorn links fällt. Da passt was nicht, oder? Der Himmel hätte wohl vor der Montage besser gespiegelt werden sollen, was allerdings den Effekt des Bildes insgesamt ziemlich abgeschwächt hätte.

Gruß
Kalle
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Beantwortet von
Ich sehe schon, Du hast den effektvollen Strahlen nicht über den Weg getraut und genauer hingesehen - richtig so: Sonnenschein von links oben und Strahlen von rechts oben, das passt in der Tat nicht mit der Wirklichkeit zusammen. Ein Kunstwerk durch und durch. :o)

Warum sollte man nicht über Chlorophyll reden, in den Zeiten, wo es noch kein Internet gab, wo sich eine Behauptung unüberprüft einnisten konnte, hies es einfach: Das C. reflektiert Infrarot, so kann man es heute noch in Fotobüchern lesen (scheinbar gab und gibt es wenige Biologen unter den Hobbyfotografen...). Bei WickieP. jedenfalls hat man schnell ein Diagramm gefunden: Chlorophyll A und B (auch das noch) absorbieren IR. Ich geb' Dir völlig recht, da spielt sich wohl das Gleiche ab, wie mit den Wassertröpfchen in den Wolken. Wieder was gelernt...

Diese bekannte Eigenschaft der grünen Blätter spielt aber dann eine wichtige Rolle, wenn man mit aufgesetztem IR-Filter aber ohne manuellen Weißabgleich fotografiert und die Blätter dann als Bezugspunkt für den nachträglichen Weißabgleich der RAW-Daten in Photoshop verwendet. Und der Weißabgleich der Himmels scheint mir jedoch ein anderer zu sein als der der übrigen Aufnahme, eventuell nur weil in dieser Aufnahme der 'grüne Punkt' gefehlt hat.

Ich nehme an, dass Du Dich hier unter Digitalkameras benötigen einen Weißabgleich eingelesen hast, da finden sich die beiden Beispiele, zusammen mit der Möglichkeit, ohne Filter eine rote Fläche für den Weißabgleich zu nutzen. Ich habe diesbezüglich keinerlei Erfahrung, da noch nie mit DigiCam farbig im IR fotografiert, aber es erscheint mir logisch zu sein, dass man sich an den Weißabgleich herantasten muss, um ein bestimmtes, gewolltes "falschfarbliches" Ergebnis zu bekommen. Eins finde ich an der Sache ja interessant: Ich hatte damals nur ein mal auf IR-Farbnegativfilm fotografiert und war rundherum enttäuscht, denn ich konnte kein einziges Motiv finden, welches in der Farbwirkung eine Ästhetik hervorgerufen hätte, die auch nur entfernt begeistert hätte. Wirklich gute IR-Farbaufnahmen habe ich nur ganz wenige gesehen. Und die Ergebnisse waren mit einer Sorte Film immer ähnlich: Die Auswahl zwischen brauner oder gelber oder doch lieber violetter Wiedergabe von Blattwerk bestand im Wechsel zu einer anders sensibilisierten Filmsorte. Mit einer DigiCam sollte das quasi stufenlos möglich sein, einzig durch den Weißabgleich. Der Weißabgleich wäre demnach ja kein notwendiges Übel, sondern eine zusätzliche gestalterische Möglichkeit. Oder sehen das IR-Farbexperten anders?

Gruß
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